Der lustigste deutsch-tschechische Autor und Slam-Poet Deutschlands zu Gast in der Stadtbibliothek Schwandorf
„Das war viel witziger und ganz anders, als wir es erwartet haben“, lautet die Reaktion der begeisterten Schülerinnen und Schüler nach der Lesung von Jaromir Konecny in der Stadtbibliothek Schwandorf, zu der zwei neunte Klassen des Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasiums anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus eingeladen waren.
Statt an einem Tisch zu sitzen und aus seinen Büchern vorzulesen, performte der Autor seine literarischen Texte mit beeindruckender Bühnenpräsenz, erzählte von Videospielen und seiner Jugend, gab männlichen Jugendlichen hilfreiche Tipps, wie man bei Mädchen erfolgreich sein kann, und zeigte kunstvolle Jongliertricks. Darüber hinaus sprach der in Prag geborene Konecny mit den Schülerinnen und Schülern aber auch über ernste Themen, etwa über den Alltagsrassismus, dem Migranten in Deutschland und auch Tschechien ausgesetzt sind, und über seine eigenen Erfahrungen im Rahmen seiner Flucht 1982 aus der sozialistischen Tschechoslowakei.
Nicht ohne Grund wird Konecny, zweifacher Vizemeister der deutschen Poetry-Slam-Meisterschaften, als „lustigster Tscheche Deutschlands“ (Süddeutsche Zeitung) bezeichnet. Denn der promovierte Naturwissenschaftler, der an der TU München über Künstliche Intelligenz forscht, berichtete bei seiner Lesung in Schwandorf mit seinem „behmisch-bayerischen“ Akzent äußerst unterhaltsam von seinen kulturellen und sprachlichen Abenteuern in Deutschland und den täglichen Herausforderungen, mit denen er sich als Flüchtling in München konfrontiert sah. So diskutierte er beispielsweise mit viel Sprachwitz die Frage, ob die Deutschen die Umlaute ä, ö und ü tatsächlich nur deshalb erfunden haben, um die Kommunikation zu erschweren und die Tschechen zu ärgern – verdeutlicht an für Migranten nahezu unaussprechlichen Wörtern wie „KÜhlflÜssigkeitsÜberlaufbehÄlter“ oder „Alfred-DÖblin-Straße“. Zudem beeindruckte er das Publikum durch die ausdrucksstarke Performance von Auszügen aus seinem Roman „Die unglaublichen Abenteuer des Migranten Němec“, welcher erzählt, wie die Hauptfigur Lolek Němec die Integration erlebt und wie ihm deutsche Paragrafen und Vorurteile dabei das Leben oftmals schwer machen.
Mit Jaromir Konecny hat Christin Präßler, die Leiterin der Stadtbibliothek, einen Schriftsteller nach Schwandorf geholt, der es ganz besonders versteht, Jugendliche für sich zu gewinnen und das Publikum mit seinen humorvollen Texten und seiner charismatischen Persönlichkeit für Literatur zu begeistern.
Susanne Liebl (Text und Fotos)
