SophieScheuchenpflug (Q11) hat in den Allerheiligenferien am „Forscherinnen-Camp“ der GKN Aerospace Deutschland GmbH und der Hochschule der Bayerischen Wirtschaft für angewandte Wissenschaften teilgenommen. Eine Woche tauchte sie dabei in die spannende Welt der Technik ein und bearbeitete zusammen mit den anderen Teilnahmerinnen einen Projektauftrag:

Am Sonntagabend um 17:00 Uhr begegneten sich im Salesianum in München 10 Jugendliche im Alter von 15 bis 17 Jahren aus ganz Bayern. Schnell wurden Freundschaften geschlossen und die Zimmer bezogen. Nach dem Abendessen führten wir einige Kennlernspiele durch und gestalteten einen Wettbewerb, den höchsten, stabilsten und schönsten Turm in einem Team zu bauen, bis wir dann um 22:00 Uhr alle auf ihre Zimmer gingen, denn am Montag ging es früh am Morgen erst einmal zur GKN Aerospace GmbH. Dort erwartete uns schon ein Ingenieur, der uns durch die Woche begleitete. Zunächst erhielten wir unserer Schutzkleidung wie Sicherheitsschuhe mit Stahlkappe, Schutzbrille, schnittfeste Handschuhe und einen Schutzkittel, sodass wir uns danach dann die riesige Fertigungshalle anschauen durften. GKN Aerospace beliefert Kunden wie Airbus und Boeing mit Flugzeugteilen wie Landeklappen, Fenster, Seitenflügelverkleidung und Turbinen. Nach der Mittagspause ging es weiter mit unserem Forscherinnenauftrag, der daraus bestand CFK-Schalen herzustellen, die leicht sind, keine Sandwichbauweise haben, wo sich kein Kondenswasser darin sammeln kann, die große Temperaturunterschiede aushalten und die stabil sind. CFK bedeutet carbonfaserverstärkter Kunststoff und im Flugzeugbau wird alles was eine Fläche hat, mit „Schale“ bezeichnet. Das erste Problem war für uns, aus dem Stand heraus, Ideen für solch eine Bauweise zu sammeln, da wir überhaupt keine Vorstellung hatten, wie das Material zum Verarbeiten ist, sodass wir erst einmal mit Papier angefangen haben, solche Modelle zu entwickeln. Nach dem Bauen der Versuche mussten wir sie zunächst wiegen und danach wurden sie mithilfe von Schokoladentafeln getestet. Das Höchstgewicht lag bei 2500 g, das zum Einen die Bauweise 2 Lagen Papier und 8 Rollen aus Papier mit nur 5 mm Höhenunterschied getragen hat und zum Anderen eine Sandwichbauweise mit zu Trapezen gefaltetem Papier in der Mitte. Als dann um 17:00 Uhr Schluss war, ging es für uns zu unserem spektakulären Teamevent, einem Escape Room. Eine Gruppe erforschte das Innere der Erde mithilfe von Tagebucheinträgen eines verstorbenen „Forschervorfahrens“, währenddessen die andere Gruppe herauszufinden versuchte, warum die Verbindung zur ISS abgebrochen ist. Nach einem rekordverdächtigen Sieg der Forschergruppe hatten wir uns den Besuch im „besten Dönerladen Münchens“ (Zitat: Süddeutsche Zeitung) wirklich verdient.

Am Dienstag überlegten wir uns dann, wie die Platten auszusehen haben. Wir durften zum Einen das unidirektionale Material (UD) verwenden, wobei die Fasern alle in eine Richtung verlaufen, zum Anderen das Gewebe, wobei alle Fasern verwebt sind. Insgesamt hatten wir 12 Versuchsansätze wie zum Beispiel eine Rolle aus UD und 2 Lagen Gewebe als Grundlage; 4 Lagen Gewebe; 6 Lagen UD; 2 Lagen Gewebe als Grundlage und 3 Streifen UD oder 2 Lagen Gewebe als Grundlage und eine Pyramide aus UD-Streifen. Zunächst haben wir das Ganze in der Frontalperspektive skizziert, danach haben wir sie dann gebaut. Dazu sind wir in die Lehrwerkstatt gegangen und haben das material auf Eisenplatten gelegt. Manche sind dabei echt verzweifelt die Schutzfolien von den dünnen Streifen zu ziehen, da das Material mit Harz bestrichen ist und dadurch sehr klebrig ist. Die fertigen Modelle wurden dann mit Folien luftdicht überklebt und zum Vakuumieren gebracht, sodass die ganze Luft herausgesaugt werden kann. Danach brachten wir sie in einen riesigen Brennofen, den man Autoglaphen nennt, in dem sie bei 180°C und 7 Bar für 7 Stunden gebacken wurden. Nach der Mittagspause besuchten wir das „Engineering“. Dabei lernten wir einen Konstruktionsingenieur und einen Berechnungsingenieur kennen, die uns ihren Arbeitsplatz  und ihre Aufgabe erklärten. Jedoch hatten wir nicht viel Zeit, da um  14:30 Uhr eine Vorstellung der HdBW geplant war. Die HdBW ist eine private Fachhochschule für die bayerische Wirtschaft und angewandte Wissenschaft, das heißt, dass sie Bachelorstudiengänge wie Wirtschaftsinformatik, Betriebswirtschaftslehre, Wirtschaftsingenieurswesen anbieten. Zudem kann man dort Dual studieren, was den Vorteil hat, dass das Unternehmen die Studiengebühren übernimmt, die monatlich zwischen 350€ und 550€ liegen, übernimmt. Geplant wäre es gewesen, dass der Vortrag eine Stunde lang geht, jedoch waren wir so interessiert, dass wir insgesamt 2,5 Stunden mit dem Referenten diskutiert haben. Danach blieb leider keine Zeit mehr für unsere Forscherinnen-Tätigkeit, sodass wir den Rest am nächsten Tag erledigen mussten. Am Abend haben wir dann angefangen die Abschlusspräsentation zu planen, sodass wir erst um 21:30 Uhr mit dem „Werwolf“ spielen anfangen konnten. Am nächsten Tag mussten wir die Modelle aus dem Autoklaven holen und auspacken. Die Platten sind nun steif und fest geworden und das ganze Harz wurde hinaus gepresst. Nun mussten wir sie zum Zuschneiden und Auseinanderschneiden bringen, da immer zwei Platten auf einer Metallplatte gemacht worden sind. Nach dem Auseinanderschneiden bekamen wir Schutzmasken, da wir die scharfen Kanten noch abschleifen mussten. Mithilfe eines Ultraschallgeräts und Wasser wurden die Platten auf Fehler überprüft. Nun ging es ans Messen! Dazu haben wir die Platten in der Lehrwerkstatt in einen Schraubstock eingespannt und mit einem Millimetermessgerät die Auslenkung der Platten pro 5 Newton gemessen. Die Kraft haben wir mit einem Kraftdruckmessgerät aufgebracht. Dabei wurde festgestellt, dass die Platte mit der Rolle UD und zwei Lagen Gewebe, sowie die Pyramide aus UD am wenigstens Verbiegung bei 50 N zeigten. Im Gegensatz dazu verbog sich die Platten aus vier Lagen Gewebe und die aus sechs Lagen UD  sehr stark. Zum Schluss haben wir die Platten noch gewogen, da sie im Flugzeugbau sehr leicht sein müssen, sodass die Platte mit der Pyramide unser Sieger war. Am Nachmittag hatten wir dann endlich Zeit unsere Präsentation vorzubereiten und die Powerpointpräsentation zu gestalten. Nach dem Abendessen sind wir dann unseren auftritt zwei Mal durchgegangen, sodass wir schon mal einen Überblick hatten. Unsere Motivation hielt sich jedoch in Grenzen, sodass wir um 21:45 Uhr aufgehört haben, um noch etwas zu spielen bzw. zu packen. Am Donnerstag sind wir dann zu der HdBW gefahren, um dort unsere Präsentation vorzubereiten. Nach weiteren zwei Durchläufen fing die Abschlussveranstaltung endlich an. Wir waren alle etwas aufgeregt, da noch nie jemand von uns vor einem vollbesetzten Hörsaal gesprochen hatte. Jedoch meisterten  wir das Ganze souverän und wurden am Ende ausdrücklich gelobt. Die HdBW den Gästen kleine Häppchen und Getränke zur Verfügung, sodass wir nach der Veranstaltung trotz großen Hungers alle noch zusammen bleiben konnten.

Insgesamt war es eine sehr spannende, interessante und lustige Woche, die dennoch sehr anstrengend war, da wir nie vor 23 Uhr ins Bett gekommen sind und um 6:30 Uhr schon wieder auf den Beinen sein mussten. Jedoch würde ich das Camp  jedem empfehlen, der sich für die „MINT-Fächer“ interessiert, der Spaß am Ausprobieren hat oder der sich einfach für verschiedene Firmen interessiert und einmal das Unternehmen näher kennenlernen möchte, da man natürlich viele Einblicke in das Unternehmen bekommt und auch gezielte Fragen stellen kann. Ein weiterer positiver Punkt ist, dass das Camp kostenlos ist. Das Einzige wofür man aufkommen muss, sind die An- und Abreisekosten, die aber im Vergleich gering sind. Gesponsert wird das Ganze von den Bayerischen Metall und Elektronik Arbeitgebern, bei denen viele Firmen, wie GKN Aerospace, Mitglied sind  und dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie. Veranstalter und Projektträger ist das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft e.V., die pro Jahr circa 10 Camps insgesamt in den Ferien veranstalten.

                                                       Sophie Scheuchenpflug, Q11

Forscherinnen-Camp 2019

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