Der Geographieunterricht kombiniert thematische und regionale Betrachtungsweisen, so dass zugleich mit allgemeingeographischem Wissen auch grundlegende regionalgeographische Kenntnisse über die wichtigsten Teilräume der Erde erworben werden. Deren Untersuchung folgt, ausgehend von Bayern und Deutschland, dem Prinzip “Vom Nahen zum Fernen”. Die regionale Bündelung der Themen in jeder Jahrgangsstufe gewährleistet den Aufbau eines thematisch gegliederten, regionenbezogenen Grundwissens. Innerhalb der vorgegebenen Raumeinheiten soll die Auswahl der Fallbeispiele im Hinblick auf ihre allgemeine Aussagekraft, Aktualität und Zukunftsrelevanz erfolgen.
Dieser regional-thematische Ansatz stützt auch den Erwerb eines fundierten topographischen Grundwissens, wobei die Topographie als durchgängiges Prinzip aber keinesfalls isoliert und schematisch erarbeitet werden soll. Da die regionalen Fallbeispiele in ein topographisches Grundgerüst eingebettet sind, sichert die Verknüpfung von allgemeingeographischen Themen mit räumlicher Orientierung das topographische Wissen über Regionen, Länder und Kontinente und schafft auf diese Weise einen strukturierenden Überblick über die Erde als Ganzes.
Jedem Lehrplanabschnitt sind Ziele vorangestellt, welche die im Unterricht angestrebten Erkenntnis- und Entwicklungsprozesse aufzeigen. Die Reihenfolge der Inhalte des Lehrplans kann innerhalb der Jahrgangsstufe verändert werden, sofern dabei die Anforderungen eines systematisch aufbauenden Lernens beachtet werden. Um Progression nachhaltiges Lernen zu gewährleisten, werden allgemeingeographische Themen in zunehmend komplexeren Zusammenhängen von Jahrgangsstufe zu Jahrgangsstufe immer wieder aufgegriffen, verknüpft und vertieft behandelt.
Die Schüler sollen die in den jeweiligen Jahrgangsstufen als Grundwissen ausgewiesenen zentralen Kenntnisse, Fertigkeiten und Haltungen jederzeit zur Verfügung haben, damit ein nachhaltiger Lernerfolg gewährleistet ist.
Ausgehend von ersten Erkenntnissen über Aufbau und Entstehung der Erde gewinnen die Schüler der Jahrgangsstufen 5 und 7 grundlegende Einsichten über raumprägende Naturfaktoren im Heimatraum, in Bayern, in Deutschland und in Europa sowie über Raumstrukturen und -prozesse in ländlichen und städtischen Räumen.
In den Jahrgangsstufen 8 bis 10 erfahren sie, wie Menschen unter tropischen und arid-subtropischen Naturbedingungen leben und wirtschaften und erkennen dabei die Auswirkungen menschlicher Eingriffe in den Naturhaushalt der unterschiedlichen Landschaftszonen. Zudem erweitern sie, anknüpfend an die in Jahrgangsstufe 7 behandelten Klima- und Landschaftsregionen Europas, ihr Wissen über das globale Ordnungssystem der Klima- und Vegetationszonen. In der Jahrgangsstufe 10 erfahren die Heranwachsenden am Beispiel ausgewählter Länder Eurasiens, Nordamerikas und des pazifischen Raumes, wie Entwicklungswege durch das Zusammenspiel von Naturraum, Wirtschaft, Kultur und Politik geprägt werden. Ihre Kenntnisse über Entwicklungsräume aus der Jahrgangsstufe 8 werden wieder aufgegriffen, weiterentwickelt und mit dem Thema Nord-Süd-Konflikt im Zeichen der Globalisierung in einen weltweiten Zusammenhang gerückt.
Während in den Jahrgangsstufen 11 und 12 bislang geographische Themen in progressiver Weise auf immer neue Großräume projiziert wurden und sich ein Gesamtbild unseres Planeten aufbauen konnte, werden in den Jahrgangsstufen 11 und 12 die erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten an ausgewählten Themenbereichen vertieft. Die Schüler erweitern in der Jahrgangsstufe 11 ihr Wissen über die Geozonen und gewinnen intensive Einsichten in die Struktur, Funktion und Gefährdung von Ökosystemen. Im globalen Maßstab werden Verfügbarkeit, Nutzung, Gefährdung und Schutz ausgewählter Ressourcen von hoher Zukunftsbedeutung behandelt und im Kontext einer nachhaltigen Entwicklung diskutiert.
In der Jahrgangsstufe 12 setzen die Schüler sich mit räumlichen Disparitäten auf unterschiedlichen Maßstabsebenen auseinander. Sie erarbeiten die komplexen Wirkungszusammenhänge für Entwicklungsunterschiede in der Einen Welt. Gemeinsam ist eine globale Einordnung der Themenbereiche, wobei auf eine starke Verknüpfung der globalen mit der regionalen Ebene geachtet wird. Diese umfassen Mensch-Umwelt-Beziehungen von hoher Gegenwarts- und Zukunftsbedeutung, die theoriegeleitet unter Einsatz einer großen Bandbreite an geographischen Arbeitsweisen analysiert werden. Bei der Vermittlung dieser Lerninhalte wird den Lehrkräften eine große Flexibilität hinsichtlich der zeitlichen Gestaltung und einer angemessenen Schwerpunktsetzung eingeräumt. Hierbei ist großer Wert auf die Förderung der Transferfähigkeit und die Vermittlung der Fähigkeit zum raumbezogenen Denken zu legen. Die Berücksichtigung aktueller raumrelevanter Ereignisse schafft eine hohe Motivation der Schüler und vermittelt, dass Geographie eine interdisziplinäre Wissenschaft mit hohem Anwendungsbezug ist. Als Alternative zu Geographie können die Schüler in der Jahrgangsstufe 12 als auch im Profilbereich als Kurs des Zusatzangebots das Fach Geologie wählen. Die Wahl des Seminars Geographie eröffnet Ihnen die Möglichkeit, sich mit spezielleren, den Stoff des Lehrplans vertiefenden und ergänzenden Themen zu befassen.
Damit die Heranwachsenden die Teilräume der Erde als Ganzes erfahren und sich Möglichkeiten zur eigentätigen Erschließung der Welt zurechtlegen können, sollen immer wieder auch Ausblicke in ferne Räume (“Fenster in die Welt”) eröffnet und Rückblicke in den Nahraum und auf Deutschland (“Lupen in den Heimatraum”) vorgenommen werden. Aus den in den Jahrgangsstufen 5 bis 8 vorgeschlagenen Beispielen des Lehrplanbereichs “Regionaler Rückblick und globale Erweiterung” ist jeweils mindestens eines verpflichtend zu behandeln.
Geographie braucht vielfältige Methoden, mit deren Hilfe die Welt ins Klassenzimmer geholt wird. Aus diesem Grund sind die in jeder Jahrgangsstufe jeweils aufgeführten geographischen Arbeitsweisen weitgehend verpflichtend, jedoch im Sinne einer freien Gestaltung des Unterrichts nicht bestimmten Inhalten zugeordnet. Hierbei wird dem Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologie zur Informationsbeschaffung und -bearbeitung in allen Jahrgangsstufen ein hoher Wert beigemessen. Viele Gegenstände des Geographieunterrichts eignen sich jedoch auch, sie unmittelbar in der Wirklichkeit zu beobachten und dabei geographische Arbeitsweisen einzuüben. Exkursionen und Unterrichtsgänge sind deshalb ein unverzichtbarer Bestandteil des Geographieunterrichts.