Das Reisetagebuch 2015 im Video

Abschlussbericht zum China-Austausch 2015

Nǐhǎo, nǐ hǎo ma? Das war chinesisch und bedeutet so viel wie: Hallo, wie geht’s dir? Kleine Sätzchen wie dieser hier waren nach vier Nachmittagen Einführungsunterricht in die chinesische Sprache und Kultur dank unserer Chinesischlehrerin Lisa Hischa, einer ehemaligen Schülerin, die ebenfalls am Schüleraustausch mit Xiamen teilgenommen hatte, kein Problem mehr. Nur die Aussprache der Wörter bescherte uns immer wieder Lachanfälle und mitunter auch sprachloses Kopfschütteln. Dennoch konnte das unsere Vorfreude auf die bevorstehende Reise in ein völlig fremdes Land nicht erschüttern – im Gegenteil: Wir und unser begleitender Geographielehrer Herr Mayer wurden nur noch heißer auf China.

Am 24. Oktober 2015 war es dann endlich so weit: Der Air China-Flieger, der uns zunächst für eine Woche nach Peking bringen sollte, startete um 14.25 Uhr vom Flughafen München. Davor hatten wir noch einen kurzen Abstecher nach Regensburg gemacht, um dort unsere Reisegruppe mit 10 Schülern und zwei Lehrern des Pindel-Gymnasiums komplett zu machen. Im Flugzeug war natürlich an Schlaf nicht zu denken, lieber beschäftigte man sich mit den an jeder Sitzlehne angebrachten Boardcomputern, wo die Schüler zwar nur auf schlechte Filme,  dafür aber auf umso bessere Lieder stießen. Nach ungefähr acht von 13 Stunden Flugzeit konnten einige Schüler sowie Herr Mayer ihrem Bewegungsdrang nicht mehr standhalten: Die neugierige Meute begab sich auf eine abenteuerliche Entdeckungsreise durch den miefigen Flieger und siehe da: nach einer kurzen Flugzeugsafari, bei der man allerlei Chinesen bestaunen konnte, hatte man auch schon die Vorratskammer der Fluggesellschaft entdeckt und schwatzte den nach einiger Zeit schon etwas genervten Flugbegleiterinnen einen Keks nach dem anderen ab. Der restliche Teil der Gruppe hatte sich nach und nach nun doch einem eher unruhigen Schönheitsschlaf hingegeben, der allerdings niemandem wirklich etwas gebracht hatte. Nach der Landung und der sicheren Ankunft im Pekinger Flughafen konnten wir außer den Schriftzeichen noch nichts allzu chinesisch-Gewöhnungsbedürftiges feststellen – bis zum Security Check. Dort wurden wir so lange kontrolliert, bis es nichts mehr zu überprüfen gab und konnten uns erst wieder entspannen, als wir uns endlich im Bus befanden. Allerdings ließ der relaxte Zustand spätestens nach der zweiten Kurve nach, denn ein Verkehrssystem schien in diesem Land nicht vorhanden zu sein: Roller fuhren mitten auf der Straße nach Lust und Laune auf und ab und das Rot der Ampel schien unseren Busfahrer keineswegs zu interessieren, denn er fuhr einfach los, wann es ihm gerade passte. Schließlich kamen wir hungrig, müde und kaputt im Hotel an, das von außen zwar sehr ansprechend und modern wirkte, im Inneren jedoch etwas – wie soll man sagen – angeschlagen war. Ein Mittagsschläfchen war uns auch nicht vergönnt, denn die Stadtführung mit unserer Dolmetscherin Way stand an. Erst besuchten wir ein Museum, das uns einen besseren Überblick über die Stadt Peking verschaffen sollte. Allerdings waren wir so müde, dass wir uns kaum noch auf irgendetwas konzentrieren konnten. Aufgrund unseres genialen Einfallsreichtums kamen wir aber bald auf die Idee, uns mit Elektroschocks, die die metallenen Sicherungssäulen abgaben, wenn man sie anfasste, wach zu halten, was uns zwar die ungläubigen Blicke der Lehrkräfte einbrachte, aber das war uns in diesem Moment wirklich egal. Anschließend begaben wir uns zum Platz des himmlischen Friedens, wo uns auf dem Weg zur U-Bahn viel zu viele unserer Meinung nach absolut unnötige Security-Checks erwarteten. Dort angekommen mussten wir eine gefühlte Ewigkeit auf die Fahrkarten warten, nur um uns anschließend in ein gnadenlos überfülltes Gefährt zu quetschen. Doch das Schlimmste war die endlos lange Restaurantsuche, die sich als sehr schwierig erwies. Als wir endlich vor einem lang ersehnten Abendessen saßen, waren wir die glücklichsten aber wahrscheinlich auch müdesten Menschen der Welt, sodass wir kaum noch die Augen offen halten konnten. Nur wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass uns ein heimtückischer Heimweg auflauerte: Ganz nach dem Motto „Dorftrottel in der Großstadt“ oder „Wenn da Bauer in d`Stadt kummt“ verliefen wir uns in der Metropole und mussten noch zwei weitere Stunden bis zur Rückkunft im Hotel warten. Im Hotel angekommen fielen wir nach 42 (!) schlaflosen Stunden todmüde in unser Bett.

Die nächsten Tage hielten einige spannende Erlebnisse und gewaltige Sehenswürdigkeiten für uns bereit: Auf der chinesischen Mauer trieben wir Hochleistungssport, nämlich Treppenläufe, weshalb wir nach ca. 500 Stufen ziemlich außer Atem waren. Außerdem wurden die „No climbing!“-Schilder auf der Geiststraße komischerweise missachtet, denn dieser Weg war von übermenschlich großen Statuen chinesischer Kämpfer und Tiere gesäumt, die den Kaiser auf dem Weg zu seiner Grabstätte begleiten sollten. Natürlich konnten wir deshalb unserer sportlichen Natur nicht widerstehen und waren deshalb mehr oder weniger gezwungen, auf die beeindruckenden Bildhauereien zu klettern. Auch „The Place“ ließen wir uns nicht entgehen, denn wie oft hat man schon die Möglichkeit, sich den größten Bildschirm der Welt anzusehen? Die Ruhestätte Maos, die eine heiße Diskussion darüber entfachte, ob wirklich die echte Leiche oder nur eine Wachsnachbildung ausgestellt war, wurde natürlich auch nicht von uns verschont. Mit einigem Entsetzen stellten wir an diesem Tag auch fest, dass die chinesischen Kleinkinder alle ein riesiges Loch in der Hose hatten, sodass sie einfach mitten in der Stadt ihr Geschäft verrichten konnten. In der verbotenen Stadt konnten wir viele tolle Tempel bestaunen, die aber zum größten Teil für unser Auge recht gleich aussahen – genauso wie die meisten Chinesen übrigens. Der anschließende Besuch des Kohlehügels bot uns eine wunderbare 360°-Sicht über die gesamte Stadt, die zu dieser Zeit sogar sehr gut zu sehen war, weil kein Smogalarm herrschte. Das Olympiagelände mit dem weltberühmten Vogelnest faszinierte uns alle sehr und der Himmelstempel brachte uns noch mehr zum Staunen als wir erwartet hätten: Die riesengroße Grünanlage rund um die Tempelanlage an sich wurde nämlich als „Seniorenspielplatz“ bzw. Fitnessstudio genutzt. Viele in die Jahre gekommene aber auch einige jüngere Chinesen treffen sich dort zum täglichen Kaffeeklatsch und machen zusammen Sport an den bereitstehenden Fitnessgeräten, tanzen und singen zusammen oder machen einen kleinen Spaziergang durch die schattenspendenden Bäume. Der Lamatempel und der Sommerpalast beeindruckten uns gleichermaßen und der Perlenmarkt bot schlussendlich auch den Mädels ihre lang ersehnte Shoppingtour, bei der man allerdings sehr stark handeln musste, um auf einen einigermaßen fairen Preis für die mit Sicherheit echten Michael Kors und Gucci Taschen zu kommen. Als kulinarisches Highlight nach unserem täglichen Abendessen in unterschiedlichen Restaurants etablierte sich der Besuch des Nachtmarkts Dong’anmen, wo wir Skorpione, Heuschrecken, Seesterne oder auch andere sehr gewöhnungsbedürftige Mahlzeiten probieren konnten.

Die Woche in Peking ist für alle kaum in Worte zu fassen, da wir viel zu viel auf einmal erlebt hatten und förmlich von unseren Eindrücken erschlagen wurden, sodass wir erst im Nachhinein alles Gesehene wirklich begreifen konnten.

Nachdem wir beinahe unseren Flug in die Inselstadt Xiamen verpasst hätten, hatten wir am dortigen Flughafen das Gefühl, man würde uns ein warmes, nasses Handtuch in das Gesicht werfen: Das Klima in unserer Partnerstadt ist nämlich bereits subtropisch. In der Schule unserer Gastschüler angekommen, blühte uns das, was uns bereits seit einer ganzen Woche verfolgte: Ein Fotoshooting von und mit Chinesen – und das am laufenden Band. Im Anschluss wurden uns unsere Austauschpartner zugewiesen, mit denen wir dann auf unterschiedlichster Weise das Wochenende verbrachten: Viele von uns wurden auf für unsere Verhältnisse ziemlich kindische Halloweenpartys mitgezerrt, einige fuhren mit ihrer Gastfamilie aufs Land, machten Ausflüge, gingen Essen oder sogar Segeln. Auch in den chinesischen Unterricht durften wir schnuppern und bekamen dort einige „köstliche“ Spezialitäten vorgesetzt, die wir zwar freundlicherweise probierten, eigentlich aber am liebsten sofort wieder ausgespuckt hätten. Da unsere Partner leider kein Schulfrei bekommen hatten, während wir zugegen waren, machten wir einige Ausflüge nur mit unserer Dolmetscherin Way.

Die Vorurteile, die wir Deutschen oft gegenüber Chinesen haben, fanden zum Teil Bestätigung, manchmal wurden wir aber auch eines Besseren belehrt: Die meisten chinesischen Menschen sehen für uns Europäer wirklich identisch und zum Verwechseln ähnlich aus: Schmale Augen, schwarze Haare, klein, zierlich. Die schulischen Vorschriften, die die erlaubten Frisuren vorgeben, sind sehr streng und müssen befolgt werden. Politisch gesehen hat das Volk wirklich nicht viel bis gar nichts zu melden. Im Privaten äußern sich einige Leute aber trotzdem kritisch gegenüber der chinesischen Regierung, was sie öffentlich allerdings nie machen würden, da dies erhebliche Folgen nach sich ziehen könnte. Außerdem begegnete man uns stets extrem gastfreundlich und immer auf des anderen Wohl bedacht. Diese Leute arbeiten Tag und Nacht und die Kinder haben einen extrem harten und langen Schulalltag. Des Weiteren sind sie enorm technikorientiert, leben und essen sehr gesund – allerdings nicht nur Reis, der in diesem Land eher als ärmliches Gericht gilt. Viel mehr sind sie auf Diversität bedacht und servieren alle Gerichte warm – ausnahmslos. Deshalb war es für uns auch sehr erschreckend zu sehen, wie die Zähne einiger Chinesen ausgesehen haben: Gebisse in den Vereinsfarben von Borussia Dortmund.

Nichtsdestotrotz sind wir alle froh darüber, diese Erfahrungen gemacht haben zu dürfen – auch wenn wir uns größtenteils nicht vorstellen könnten, für immer in diesem Land zu leben.

An dieser Stelle möchten wir uns bei der besten Dolmetscherin dieser Welt bedanken, dank der wir immer auf dem richtigen „Way“ waren. Außerdem danken wir den begleitenden Lehrkräften Frau Pernul und Herrn Ackermann des Pindel-Gymnasiums und natürlich unseren mitgereisten Regensburgern, die wir über die vergangenen zwei Wochen sehr in unser Herz geschlossen haben. Die wichtigste Person dieser Reise war jedoch unser Lehrer Herr Mayer, der uns immer mit Rat und Tat zur Seite stand und ohne den einige von uns jetzt wahrscheinlich bei der chinesischen Regierung im Kerker säßen. Vielen Dank für alles, was Sie für uns getan haben!

Schlussendlich können wir nur noch sagen: Jeder, der die Möglichkeit hat, an diesem Austausch teilzunehmen, sollte das auch tun, denn die Erfahrungen, die man hier macht, können einem nie mehr genommen werden. Außerdem freuen wir uns jetzt schon auf unsere chinesischen Austauschpartner, die hoffentlich im Sommer nach Deutschland kommen werden.

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