Die Ansprachen Papst Benedikts XVI. auf dem Islinger Feld und an der Universität Regensburg

Die Predigt Benedikts XVI. im Rahmen der Eucharistiefeier am Dienstag, den 12. September 2006, auf dem Islinger Feld in Regensburg, an der auch zahlreiche Schüler des C-F-G sei es als Ministranten, Mitglieder kirchlicher Jugendgruppen oder privat teilnahmen, stand unter dem Leitmotto des Papstbesuches “Wer glaubt, ist nicht allein”. Das gleichnamige, eigens für den Papstbesuch komponierte Kirchenlied hat sich in vielen Pfarrgemeinden längst zu einem Klassiker entwickelt. Zu Beginn seiner Ansprache betonte der Heilige Vater: “Der Glaube ist einfach. Wir glauben an Gott – an Gott, den Ursprung und das Ziel menschlichen Lebens. An den Gott, der sich auf uns Menschen einlässt, der unsere Herkunft und unsere Zukunft ist”. Die tiefe Gemeinschaftserfahrung der Glaubenden auf der gesamten Pastoralreise wurde auch für die auf dem Islinger Feld Mitfeiernden in besonderer Weise spürbar. Dementsprechend stellte Benedikt heraus, dass Jesus Christus “alle zu einer großen Familie in der weltweiten Gemeinschaft der Kirche” verbindet.

Noch am selben Tag seines Aufenthaltes in Regensburg hielt der Papst an seiner früheren Wirkungsstätte, der Universität, eine Vorlesung zum Thema “Glaube, Vernunft und Universität. Erinnerungen und Reflexionen”. Dieser Vortrag hat in erster Linie durch seine islamkritischen Passagen, die aus dem gedanklichen Zusammenhang herausgerissen wurden, Bekanntheit erlangt. Er beinhaltet aber grundsätzliche Überlegungen zu krankhaften Erscheinungsformen der Religion und der Wissenschaft bzw. zum Themenkreis Glaube und Vernunft, die seit Jahren zu einem maßgeblichen Leitthema Joseph Kardinal Ratzingers/Benedikts XVI. geworden sind. Man denke nur an den berühmten Diskurs zwischen dem damaligen Kardinal und dem deutschen Sozialphilosophen J. Habermas bei der Katholischen Akademie in Bayern im Januar 2004. So warnt Papst Benedikt in seiner Rede nicht nur vor Pathologien der Religion im Blick auf fundamentalistische Tendenzen insbesondere in Teilen des Islam, sondern auch vor den Pathologien eines einseitig naturwissenschaftlich geprägten Weltverständnisses, wenn er sagt:

“Denn bei aller Freude über die neuen Möglichkeiten des Menschen sehen wir auch Bedrohungen, die aus diesen Möglichkeiten aufsteigen, und müssen uns fragen, wie wir ihrer Herr werden können”. Wie ein Blick in andere Schriften verrät, hat er dabei unter anderem die mit künstlicher Befruchtung, Atom- und Gentechnik verbundenen Probleme vor Augen. Deshalb fordert Benedikt XVI. dazu auf, dass “Vernunft und Glaube auf neue Weise zueinander finden” sollen. Dies ist aber – so stellt er in überzeugender Weise klar – nur möglich, “wenn wir die selbstverfügte Beschränkung der Vernunft auf das im Experiment Falsifizierbare überwinden und der Vernunft ihre ganze Weite wieder eröffnen. In diesem Sinne gehört Theologie nicht nur als historische und humanwissenschaftliche Disziplin, sondern als eigentliche Theologie, als Frage nach der Vernunft des Glaubens an die Universität und in ihren weiten Dialog der Wissenschaften hinein.”

Mit dem ersten Teil seines im April 2007 erschienenen Werkes über “Jesus von Nazareth” bringt sich der Gelehrte und Papst in diesen theologisch-wissenschaftlichen Diskurs erneut ein. Dabei ist das Buch keineswegs als privates Glaubensbekenntnis zu verstehen, sondern in weltkirchlicher Verantwortung geschrieben. Es ist ein allgemein verständliches und für ein breiteres theologisch interessiertes Publikum abgefasstes Werk, das sich auf die Sinnmitte unseres christlichen Glaubens konzentriert, der in Europa angesichts fortschreitender Säkularisierungstendenzen weiter auf dem Rückzug ist.

Durch ihre aktive und eifrige Teilnahme am “Offenen Studientag der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Regensburg” konnten sich Schüler des C-F-G vom intensiven Bemühen der Theologie, die “Frage nach der Vernunft des Glaubens” zu stellen, überzeugen.

 

R. Glöckl

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